Ein Zaubertrick basiert auf Physik, zumindest lassen sich viele Tricks mit Physik erklären. Das ist in Oberweilbach nicht anders, wenn die Christbaumkulturen dort in eine magische Welt verwandelt werden. Denn es ist nicht der Dezember, in dem wunderschöne Eiszapfen die Tannen schmücken, es ist Ende April. Der Grund dafür ist modernste Technik im Weihnachtsbaumanbau, die sich das physikalische Phänomen der Kristallisationswärme zu Nutze macht.
Modernste Technik für Bayerische Tannenbäume.
11.000 Meter PE-Rohr mit einem Durchmesser von 63mm, oberirdisch verlegt; weitere 560 Meter PVC-Rohr mit einem Durchmesser von 225mm, zudem 600 Meter PVC-Rohr mit einem Durchmesser von 160mm und 750 Meter PVC-Rohr mit einem Durchmesser von 110mm unterirdisch verlegt, auf einer frostsicheren Tiefe von etwa einem Meter. Dieses komplexe System versorgt 644 stationäre Kreisregner mit Wasser, das einem Bassin von insgesamt 25 Millionen Liter entnommen und in Form eines feinen Sprühregens mit sehr kleinen Wassertropfen auf die Tannen verteilt wird. Schieber ermöglichen eine gezielte Steuerung des Wasserlaufs und somit die sinnvolle Beregnung ausgewählter Areale.
Zugegeben, ein Zaubertrick ist es nicht, den Stefan Spennesberger hier anwendet. Es ist logische Physik und anspruchsvolle Technologie, auf die der erfahrene Christbaumanbauer erstmals in diesem April zurückgreifen kann: eine Frostschutzberegnungsanlage für insgesamt 24 Hektar Christbaumkulturen in Oberbayern.
Die effektivste Maßnahme der Frostbekämpfung.
Die nächtlichen Minustemperaturen sind eine große Gefahr für die Landwirtschaft. Nicht nur Obst- und Weinanbauer fürchten das Erfrieren der Blüten und damit ein Abfallen des Fruchtansatzes, es drohen auch im Weihnachtsbaumanbau enorme Ernteverluste. Dank der Frostschutzberegnung können wir auf extreme Wetterlagen mit langanhaltenden Minusgraden und hohem Niederschlag gezielt und schnell reagieren. Das Prinzip beruht auf dem physikalischen Phänomen der Erstarrungs- bzw. Kristallisationswärme; diese entsteht beim Gefrieren von Wasser, das auf den Trieben der Bäume zu einer Eishülle wird, die Temperatur darunter fällt nicht unter den Gefrierpunkt. Irreversible Frostschäden an unseren Nordmanntannen, die eine beachtliche Wachstumsphase von sechs bis acht Jahren und damit ein enormes Investment haben, werden verhindert.
Nach einer Bauzeit von insgesamt 21 Monaten wurde das Projekt im April 2017 abgeschlossen und in der vergangenen Woche das erste Mal eingesetzt. Mit Erfolg. Dennoch hoffen wir auf wärmere Temperaturen und überlassen die Magie gerne unseren Nordmanntannen, wenn sie denn im Dezember als geschmückte Christbäume Groß und Klein verzaubern.
Wer sich über die Bauphase informieren möchte, der findet hier und hier weitere Informationen.